Städtebauliche Setzung – Präsenz und Zurückhaltung
Das neue Bauhaus Museum in Dessau positioniert sich als langgestreckter Gebäuderiegel entlang der
Kavaliersstraße mit einer turmartigen Überhöhung an der Kreuzung zur Friedrichstraße und stellt somit die
Straßenflucht wieder her. In Rücksichtnahme auf die Allee entlang der Strasse wird das Museum leicht in
den Park gerückt.
Von der Ratsgasse blickt man direkt auf den Haupteingang und durch diesen hindurch in den Park. Die
niedrige Gebäudehöhe bleibt sensibel unter den Baumkronen zurück und lässt das üppige Grün weiterhin
spürbar bleiben. Die Kreuzung an der Kavalierstraße / Friedrichstraße bekommt, entgegen der derzeit
weitläufigen Wirkung, eine definierte Kontur. Drei Hochpunkte definieren den Platz, dabei schirmt das
Museumsgebäude den Park vom Verkehrsgeschehen ab.
Die bewusste Überhöhung fängt den Blick des Besuchers unabhängig aus welcher Richtung er sich dem
Gebäude nähert. Durch das Nebeneinander von überhoÅNhten und flachen Gebäudeteilen entsteht ein
Zusammenspiel aus notwendiger Präsenz im Stadtraum und angemessener Zurückhaltung gegenüber dem
Baumbestand und Park.
Besucherführung – Ausstellung
Der Besucher betritt das Museum entweder von der Parkseite oder auch aus der Richtung der Stadt. Das
zentrale Foyer bildet das Bindeglied zwischen Museum, Park und Stadt. Auf der Parkseite ist der
Museumsgarten vorgelagert, welcher wiederum die Verbindung zwischen Museum und Aktionsfeld im Osten
herstellt.
Angekommen im Foyer und nach dem Kauf der Eintrittskarte am zentralen Ticketschalter wird der Besucher
zu den an den Museumsshop angrenzenden Garderoben geleitet. Vom Foyer führt ein zum Park hin verglaster
grosszügiger Gangbereich zum skulpturalen Treppenaufgang. Auf dem Weg erfährt der Besucher erste und
allgemeine Information zum Museum und zu den Ausstellungen.
Vom Treppenaufgang, welcher neben der Haupterschließung gleichzeitig eine integrierte Fluchttreppe
beinhaltet, werden die Wechselausstellungsflächen im EG bis in das 2.OG sowie die Dauerausstellung im
Untergeschoss erschlossen.
Die Verortung der Hauptausstellungsflächen in UG begründet sich durch die bewusst gewollte Reduzierung
von Baumassen im Park. Das Museum soll vielmehr wie ein Exponat im Park wirken und erhält seine
Akzentuierung durch die turmartige Überhöhung an der nördlichen Ecke des Parks.
Alle Ausstellungsflächen sind flexibel an sich ändernde Ausstellungstypologien anpassbar. Leichte bzw.
mobile Trennwände können im Raster angeordnet werden. Die Ausstellungsflächen im UG sind so verteilt,
dass der nördliche teil auch optional zur Wechselausstellung geschalten werden kann.
Am Ende des Rundgangs durch die Dauerausstellung gelangt der Besucher über eine grosszügige, von oben
belichtete Treppe wieder in das Erdgeschoss. An dieser Stelle befindet sich auch das Café und ermöglicht
wieder Blicke in den Park.
Bauhaus im 21.Jahrhundert
Über der Wechselausstellung befindet sich im Turm eine Atelierfläche, die das Thema „Bauhaus im
21.Jahrhundert“ vermitteln soll. Es ist nichts museales sondern vielmehr das lebendige Zusammenspiel von
Lehre, Forschung und Neuerung. Es wird dabei die Möglichkeit eröffnet, Arbeiten aus dem aktuellen
lebendigen Bauhaus-Geschehen zu präsentieren oder gar als Studio für Studenten der Universität nutzbar zu
machen. Dieser in seiner inneren Funktion separat zu betrachtende Bereich setzt sich auch nach Aussen in
einer andersartigen Materialität vom sonst bewusst schlicht und sachlichen Baukörper ab.
Als krönender oberer Abschluss des Museums ist über dem Atelier eine Dachterrasse geplant. Zum einen
ermöglicht sie den Blick auf die in Dessau verteilten verschiedenen Bauhausgebäude und verdeutlicht zum
anderen auf symbolische Art, wie die Bauhausidee über die Stadtgrenzen hinaus Einfluss nahm und noch
immer nimmt.
August 25, 2015
Architektur - Wettbewerb